Laos-eine Runde in den Norden

Die Zeit in Laos begann mit einer Fahrradfahrt über die Grenzbrücke, auf der sich herausstellte, dass hier eigentlich keine Fahrräder drüber dürfen. Da die Grenzer mich aber einfach durchgewunken hatten, dachte ich mir nicht viel dabei, als ich mit einer LKW Schlange hinter mir einreiste. Am Morgen war ich per Bus auf der thailändischen Seite angekommen und da mein Rad trotz der Schäden noch in der Lage war, einigermaßen zu fahren, verzichtete ich aus psychologischen Gründen darauf, auch hier den Bus zu nehmen. Im Fahrradladen in Vientiane wurde dann alles so routiniert repariert wie in Deutschland und nach einem Tag war ich schon wieder mobil. Ich blieb einige Nächte, wobei die Stadt nicht allzu viel hermacht. Ein Touristenviertel voller Touristen und in der Nacht voller Prosituierter. Während 20 Minuten Spazierens wurde ich sechs Mal als potenzieller Kunde angesprochen.

Zuerst war eine Runde in den Norden auf dem Plan und so startete ich am 18. November auf der Nationalstraße 13 mit dem ersten Ziel Vang Vieng. Das ist schon fast verschrien als Sauftouristenziel, aber dann war es gar nicht so tragisch. Von meinem Hostelchef erfuhr ich den Grund dafür. Wichtiger Bestandteil eines Vang Vieng Aufenthaltes war es, sich beim Tubing mit einem LKW Schlauch den Fluss hinunter treiben zu lassen. Dabei kehrte man bei den vielen Bars am Ufer ein, um dann am Abend möglichst besoffen und/oder breit wieder die Stadt zu erreichen. Vor einigen Jahren starben aber innerhalb von vier Jahren 20 Australier im hüfthohen Wasser und noch dazu ein im Vollrausch ertrunkener MI-5 Agent auf Urlaub brachte das Fass zum überlaufen. Auf Druck von Australien und Großbritannien wurde die Partymeile fast komplett geschlossen.
Um die sehr kleine Stadt gibt es wunderschöne Karstberge voller Höhlen. Wie ich feststellen musste, sind sie sehr geeignet zum Verlaufen, da auf Licht oder Wegmarkierungen völlig verzichtet wird. Fünf Minuten absoluter Orientierungslosigkeit allein in einer Höhle in der alles gleich aussieht, nur mit einer kleinen Taschenlampe, waren überhaupt kein Spaß.

Nach Vang Vieng begannen die bei Reiseradlern berüchtigten langen langen Steigungen bis Luang Prabang. Die erste Nacht wollte ich mangels anderer ebener Flächen am Straßenrand zelten. Ich war schon etwas verunsichert, da am Nachmittag zuvor ein Mann in zivil mit einer AK-47 meinen Weg gekreuzt hatte. Grad als es dunkel wurde, tauchten plötzlich fünf Männer auf Motorädern auf und meinten ich solle zusammenpacken und weiterfahren. Da hatte ich nur wenige Gegenargumente und rollte im Dunkeln weiter. Schon im nächsten Dorf fingen sie mich auf der Straße ab, fragten (mit Gesten und einzelnen englischen Vokabeln) ob ich allein sein? Ob ich Geld mit hätte? Langsam wurde mir mulmig. Zumal ich mit Englisch nicht weiterkam. Das änderte sich als Silaikham dazutrat, ein Junge aus dem Dorf der ein wirklich gutes Englisch sprach. Die Männer seien von der Polizei (keine Uniform, keine Ausweise, gar nichts), sie müssten meinen Pass prüfen und die Frage ist, wo ich schlafen würde. Silaikham rettete mich letztlich aus der Situation indem er entschied, dass ich bei ihm übernachte. Grad als wir gehen wollten, gab es mit meinem Pass ein Problem (zum Glück hatte ich ihn mir schon wieder genommen) und die Herren müssten ihn über Nacht behalten. Mein „No Way“ war wohl so überzeugend, dass sie nicht nochmal fragten. Als wir im Haus ankamen gab Silaikham gerade den Jüngeren seiner Familie Englischunterricht und ich wurde eingeladen, ein bisschen zu erzählen. So gab ich an diesem Abend noch eine Stunde in Englisch.
Am nächsten Morgen traf ich die Staatsgewalt nicht nochmal. In Phou Khoun, der nächsten Stadt, las ich dann auf der Seite des Auswärtigen Amtes, dass es auf dem Streckenabschnitt erst 2016 einen bewaffneten Raubüberfall mit Toten gegeben hatte. Zum Glück hatte ich das nicht vorher gewusst, sonst hätte ich wohl weniger souverän reagiert.
Nach fünf Tagen mit teilweise 40 km langen, zum Glück nur mäßigen, Steigungen erreichte ich Luang Prabang. Bis dahin hatte ich um die zehn Reiseradler getroffen, mit Abstand die meisten bisher. Zum einen ist die Strecke wegen ihrer Landschaft beliebt, zum anderen ist sie eine wichtige Route für alle die mit dem Rad aus China gen Süden wollen.

Luang Prabang war sehr touristisch, die Altstadt ist sehr schön aber quasi alle Gebäude dienen als Gästehäuser, sodass von laotischem Leben nicht viel zu sehen ist. Schon nach kurzer Zeit brach ich wieder auf, nun gen Süden zurück nach Vientiane und dann weiter mit dem Ziel Vietnam.

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