Thailand-Die Reise hat ein Ende

Auch wenn ich in den letzten Monaten in der ein oder anderen schwierigen Situation das Gefühl hatte, die Reise würde kein Ende nehmen – nun wurde die letzte Station absehbar. Von Siem Reap in Kambodscha würde es wieder zurück nach Bangkok und von dort nach Deutschland gehen. Die letzte Woche auf dem Rad folgte ich einem Standstreifen durch flaches unspektakuläres Land. Die letzte Nacht im Zelt verbrachte ich kurz vor der Hauptstadt. Ein letztes Mal drückende Schwüle und Millionen von Moskitos, ein letztes Mal Nudeln mit Tomatensoße, ein letztes Mal den Kocher zusammenbauen und den Alarm vom Fahrrad aktivieren.

Am Morgen des sechsten März war es dann soweit. Ich stieg ein letztes Mal in den Sattel und fuhr geleitet von meinem Tablet auf Nebenstraßen in die Stadt. Um die vierundsechzig Kilometer vom Stadtrand ins Zentrum Bangkoks zu gelangen, brauchte ich an die sechs Stunden. Ungeachtet der ein bis zwei Sterne in der Bewertung hatte ich mir das billigste Zimmer im Stadtzentrum genommen. Tatsächlich war die Unterkunft ziemlich schäbig und ich machte den Fehler, das Bettlaken anzuheben. Ungefähr so sehen sicher Matratzen aus, auf denen sich ein Toter über Wochen verflüssigt hat. Etwas paranoid von den vielen Kommentaren über Wanzen besorgte ich mir noch ein paar Laken mehr und versuchte, die Matratze gut wie möglich abzudichten. Ich hatte noch sechs Tage Zeit, bis der Flug ging, aber von Bangkok am Beginn meiner Reise fast nichts gesehen. Also besuchte ich den komplett überfüllten Königspalast und einige andere Sehenswürdigkeiten. Nachts fuhr ich einige Male durch die Stadt auf der Suche nach Hochstraßen und machte Langzeitbelichtungen.

Es war nochmal eine schöne Zeit, aber nun brannte ich auch endgültig darauf, nach Hause zu kommen.
Schließlich, am zwölften März, wurde es ernst. Einen großen Teil meines Gepäcks schickte ich per Paket nach Deutschland, nur das Nötigste und das treue Rad nahm ich im Flugzeug mit. Dann stürzte ich mich ein letztes Mal in den Stadtverkehr und radelte die dreißig Kilometer zum Flughafen. Dort war es vorbei, ganz plötzlich und mich überkam schlagartig ein ungeheures Glücksgefühl, das alles körperlich unversehrt überstanden zu haben, darüber hatte ich sechs Monate fast nie nachgedacht.

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